Eingesogen von deren Reflexionen, finde ich mich regelmäßig vor (Schau-) Fenstern oder glatten Flächen wieder und spiele mit dem, was sich mir bietet.
Die Bilder, die dabei entstehen wirken wie eine unwirkliche Abbildung der Wirklichkeit, lassen die Realität in einem seltsam anderen Licht erscheinen - wie ein Traum, aus dem man aufwacht und sich nur schemenhaft erinnert. Oder wie ein vielfältiger Gedankenstrom, der unseren Geist durchzieht.
Die durchlässige Fläche nimmt die Umgebung wahr, der Hintergrund interagiert mit der Reflexion und erschafft so vielschichtige Ebenen. Die Grenzen verschwimmen. Realität und Illusion verweben sich. Man glaubt, etwas zu erkennen, doch es bleibt eine Unsicherheit. Ein Spiel aus Licht und Perspektiven, Schemen und Schatten, ein Entdecken, das die Wahrnehmung herausfordert. In jeder Reflexion verbirgt sich eine andere Geschichte, abhängig vom Blickwinkel, vom Moment, von der Stimmung.
Und wenn wir bewusst wahrnehmen, was wir beim Betrachten denken, fühlen, empfinden, dann entsteht eine Reflexion von uns selbst.
Das ist dann der Punkt an dem für mich die Freude entsteht.
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Nürnberg, Klarissenplatz, Neues Museum, 2021
Zähl die Beine!
Die große, langgezogene Glasfront des Neuen Museums lädt immer wieder zu Spiegelungen und Reflexionen ein – selten jedoch frontal.
Für mich ist das Spiel mit den Kunstwerken, den Besuchern im Inneren, der Architektur und den Passanten draußen immer wieder spannend.
Hier kommen viele Beine ins Spiel und die Herren am linken Rand scheinen sich köstlich zu amüsieren – wohl gerade, weil sich der Besucher in der Mitte ungewöhnlich bewegt.
Für mich ist das Spiel mit den Kunstwerken, den Besuchern im Inneren, der Architektur und den Passanten draußen immer wieder spannend.
Hier kommen viele Beine ins Spiel und die Herren am linken Rand scheinen sich köstlich zu amüsieren – wohl gerade, weil sich der Besucher in der Mitte ungewöhnlich bewegt.
Dass im Hotel Victoria gegenüber ein Zimmer mit meinen Bildern gestaltet ist, gibt dem Ganzen für mich eine persönliche Note. - Abgesehen von meinen Beinen in der Bild Mitte.
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Paris, Musée d’Orsay, 2019
Mitten im Raum, umgeben von impressionistischen Meistern, steht La Petite Danseuse de Quatorze Ans (Die kleine vierzehnjährige Tänzerin) von Edgar Degas.
Um sie herum wuselt es. Aufrecht, fast trotzig, lässt sie das Gewimmel um sich herum kalt.
Bis auf das kleine Mädchen im gepunkteten Kleid scheint sich niemand für die Tänzerin zu interessieren. Doch auch sie ist in Eile, in Bewegung – keine Zeit zum Verweilen.
Bis auf das kleine Mädchen im gepunkteten Kleid scheint sich niemand für die Tänzerin zu interessieren. Doch auch sie ist in Eile, in Bewegung – keine Zeit zum Verweilen.
Die Kunst vermischt sich durch die Reflexionen mit den Besuchern.
Mir gefällt die Dynamik zwischen dem Lebendigen, Hektischen und dem Stillstand der Tänzerin, die seit über einem Jahrhundert dort verharrt.
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Hamburg, Landungsbrücken, 2024
Niemand sieht die Verbundenheit.
Die beiden Jungs am linken Bildrand fragen sich, was ich wohl fotografiere. Und so recht weiß ich es auch nicht mehr. Auf dem meet & street 2024 unterwegs in Hamburg landeten wir am Ende eines Nachmittags an den Landungsbrücken. (toller Satz). Jeder auf seine Motive fokussiert, ich auf meinen Reflexionen und Julia entdeckte mein Vorhaben.
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Nürnberg, Karolinenstaße 2018
Hi, I Dont't Care
das Dach des gegenüberliegenden Marktstandes bildet fast einen Blitz mit dem die coole Schaufensterpuppe die reisenden Frauen erblickt. Das sieht gar nicht nach I don't care aus. Ein schöner Widerspruch in sich.
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Hamburg, Schanzenflohmarkt, 2024
Zerrissen zwischen GRÜN und BLAU: wie hart TÜRKIS leidet.
Klingt nach einem interessanten Buchtitel im Schaufenster. Und die Kritiken im Netz noch interessanter:
„Noch nie wurde so anschaulich die Misere einer Nichtfarbe beschrieben.“(NY TIMES)
„Die kälteste aller Farben hat auch Gefühle. Bloß welche?“ (TIME MAGAZINE)
Ich hätte das Buch gerne gelesen, leider ist es nur ein Notizbuch und ich müsste es mit meinen Gedanken füllen; ohne mich grün und blau zu ärgern.
Daneben noch der/die BIRAN und ein wildtelefonierender Mann. Das Bild ist bunt in seiner gesamten Ausstrahlung.
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Nürnberg, Kornmarkt, 2021
Auch Nürnberg ist bunt, nicht nur auf diesem Bild.
Bei Streetwalks ist der Kornmarkt immer mit eingeplant. Zum einen zweigt man dann gerne in die Straße der Menschenrechte, zum anderen ist der Platz regelmäßig von Skatern frequentiert.
Zu der Zeit war dort noch ein Glaskasten aufgebaut. Darin ein Stadtplan mit einem Papiermodel und ein Bildschirm. Den Zweck hab ich nicht wirklich erkannt. Aber die bunte Wand mit dem Bildschirm hat mich angezogen. Da gab es ja doppelte Reflektionen. Einmal von den Glaswänden und dann noch von dem ausgeschalteten Bildschirm.
Ich hab ein paar Mal rumporbiert und auf verschiedene Momente gewartet. Dieser war ein Favorit. Die verschiedenen Ebenen, Streifen und Striche gefallen mir. Die geometrischen Blöcke der Häuser, Dreiecke und Quader und vorne die Rundungen des Graffiti. Das ganze schon schön surrealistisch und poppig.
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Kanada, Vancouver, 2023
I LOVE YOU SO MACHI
Wem gilt die Liebeserklärung?
Schreibt die Frau gerade ihrem Freund? Oder ist es das Gefühl des Mannes, der scheinbar auf die Frau zuläuft. Aber er läuft sicher vorbei, das sagt uns der Verstand. Und sein Weg läuft durch die Frau hindurch.
Angezogen hat mich die Leuchtschrift.
Liebe zu verbreiten entsprich mir und ich lieb Macha.
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Nürnberg, Staatstheater, 2019
Die Mitglieder der des Ensembles des Staatstheaters waren an den großen Glasfronten des Gebäudes halbdurchlässig und großformatig abgebildet.
So auch Suheyla Ünlü, die von 2018 - 2022 ein festes Mitglied des Staatstheaters in Nürnberg war. Die Pose der Kickboxerin fällt ihr natürlich leicht, hat sie in Berlin doch schon einen Preis im Kick Boxen gewonnen.
Ich denke die Dynamik hat mich herausgefordert mit der Reflektion zu spielen. Die beiden Damen balancierten da gerade perfekt auf ihrem Knie.

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Hamburg, Elbphilharmonie, 2024
zwischen Himmel und Hafen - Tag und Nacht - innen und außen
Die Elphi war in das tiefe Blau der Dämmerung getaucht. So weit oben, war der Wind am Abend selbst im Juli frisch. Drinnen, hinter dem schützenden Glas, ein gemütlicher Tisch. Ein kleiner, warmer Fleck, ein kleiner Kontrast zum großen, mächtigen und kühlen Blau. Ein Schatten huscht am rechten Rand entlang, der sich auf den ersten Blick in der Scheibe zu spiegeln scheint. Der Schattenarm zeigt aber Kanten, der Spiegelarm ist glatt. Zwei Personen und doch von jeder nur ein Teil, von einer sogar genau die Hälfte.
Auch die piktogramme Frau ist gespalten. Nur ihr Partner scheint der Einzige zu sein, der ganz ist – und der über allem schwebt. Oder ist er die Verlängerung, die komplettierende, stilisierende Darstellung der beiden Schatten.
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