So regelmäßig wie vor Schaufenstern finde ich mich fast auch am (oder auf dem) Wasser wieder. Jedenfalls wenn ich meine Fotos zu einem Thema durchforste, dann kommt das Thema Wasser recht häufig vor. Ich bin dort meist mit Gesamtsituation zufrieden. Also mental wie fotografisch. Im Gegensatz zur Stadt (oder Schaufenstern) gibt es viel Weite, viel Himmel und meistens ein interessantes Licht. Menschen sind am Meer gefühlt entspannter oder ich bin entspannter, denn meistens bin ich im Urlaub, wenn ich am Meer bin. Da ist Freude vorprogrammiert !
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Atlantik, Portugal, Praia da Saúde, Península de Setúbal, 2023
Gnadenlos brannte die Sonne an diesem Sommertag vom Himmel. Dicht an dicht standen die Menschen in der Menge beieinander. Ihre Rücken glänzten von Sonnencrem und Schweiß. Ihre Haut zeigte Geschichten von Sommern, die längst vergangen waren oder von vergessener Sonnencreme.
Niemand sprach viel, es herrschte eine seltsamem Stille, die nur durch das endlose Schreien der Möven und das Brausen der Brandung unterbrochen wurde.
Die Gesichter waren voller Erwartung und Spannung, ein paar flüsterten oder raunten leise. Es war eine seltsame Gemeinschaft, etwas riss diese Menschen aus ihrem sommerlichen Strandalltag und versetzte sie in ein gemeinsames Staunen. Es war ein Moment, in dem Fremde für einen Weile keine Fremden mehr waren.
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Atlantik, Portugal, Praia da Saúde, Península de Setúbal, 2023
Nach dem die Leichen abtransportiert waren, frage sich ein einsamer Surfer: Wie schnell ein Leben enden kann und warum bin ich eigentlich hier.
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Ägäisches Meer, Griechenland, Insel Kos, 2016
Hellas zusammen.
Ein Urlaub voller Sonne, Ouzo, Wind, Tsatsiki und ich mit einer neuen Kamera unterwegs. Unter Experimenten mit Langzeitbelichtungen eines einsame Bushäuschens, eines abgranzten Bürostuhls im Meer (das wirkte so surrealistisch) und einigen Lostplaces Aufnahmen war dann noch dieses Foto hier.
Irgendwie intuitiv habe diese nette Damen entdeckt und eingefangen. Da wusste ich noch nix von Colormatch und dem ganze Streetzeug. Nicht mein erstes Streetfoto, aber die Anfänge waren gemacht.
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Ägäisches Meer, Griechenland, Lindos, Insel Rhodos 2019
Wir bleiben im Ägäischen Meer Griechenland, ein paar Jahre später.
Schon vom Street-Virus gepackt fanden sich nun viel mehr von Bilder von der Straße und mit Menschen durchzogen als drei Jahre vorher. Mittlerweile gehörte ich ja auch schon einem StreetCollectiv an. Da war der Fokus schon klar. Also musste von jedem Ausflug was mitgenommen werden.
Auf der Akropolis von Lindos gab es jedenfalls genug Touristen, die sich nicht um einen Fotografen mehr wunderten.
Der nette Herr hätte vielleicht noch ein bisschen größer sein können, damit der Horizont direkt durch seinen Mund läuft oder ich hätte einfach tiefer gehen sollen. Aber auch so freue ich mich an den Farben und der sonnigen Stimmung und gönne dem Herrn seinen entspannten Blick.
Möge er noch lange in die Ferne schweifen.
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Côte d´Azur, Frankreich, Nizza, 2023
Unser Partnerstädteprojekt im Collective erwachte 2023 mit einem inspirierenden Besuch in Nizza, einem herzlichen Treffen mit dem dortigen Collective und einer Ausstellung, zum Leben. Ein Wochenende gefüllt mit warmen Sonnenstrahlen im Februar und noch wärmeren Begegnungen. Unzählige Momente bereicherten uns, und unvergessliche Eindrücke fanden ihren Weg auf unsere Speicherkarte. Als am letzten Abend das Licht sich langsam in den Feierabend verabschiedete, war ich noch mit Sebi unterwegs und entdeckte die beiden Damen.
Der weiße Schleier, der vom Wind sanft umspielt wird, wirkt fast malerisch, während der wehende Stoff in den Kleidern eine faszinierende Dynamik erzeugt. Das Zusammenspiel von Licht und Stimmung machte dieses Bild zu einer meiner liebsten Aufnahmen.
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Côte d´Azur, Frankreich, Nizza, 2023
An der Côte d’Azur ist es mir gelungen, eine professionelle Bubblehopperin vor die Linse zu bekommen – eine wahre Meisterin ihres Fachs. Dieser faszinierende Sport erfreut sich hier größter Beliebtheit und kombiniert Geschicklichkeit mit einer guten Portion Eleganz.
Das Prinzip ist simpel, die Umsetzung jedoch anspruchsvoll: Beim Bubblehopping geht es darum, durch gezieltes Hüpfen die Seifenblasen zu treffen, die auf dem Weg vor einem auftauchen. Zu Beginn noch klein und nah am Boden, steigen die Blasen im Verlauf des Spiels immer höher – dafür wachsen sie auch in ihrer Größe. Ab einer Höhe von zwei Metern dürfen sie sogar mit dem Kopf getroffen werden, was Körperbeherrschung und Timing erfordert.
Einige Athletinnen und Athleten setzen auf besondere Strategien, um ihre Trefferquote zu maximieren. Die professionelle Hopperin auf dem Bild trägt beispielsweise ihre Haare in stacheliger Form – eine bewährte Technik, um auf Kopfhöhe schwebende Blasen noch effektiver zu zerplatzen zu lassen.
Ohne die „Bubblemaker“, die entlang der Promenade des Anglais ihre kunstvollen Seifenblasen in die Luft zaubern, wäre dieser Sport undenkbar. Sie sorgen für das perfekte Spielfeld und machen Bubblehopping erst möglich.
Ich bin gespannt, wann dieser Trend auch bei uns ankommt – es wäre an der Zeit!
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Pazifik, Kanada, Vancouver Island, Sombrio Beach, 2023
Ich gebe zu, die Szene ist einmalig und skurril. Aber eigentlich sind das die meisten Steetfotos.
Eine häutende Robbe, die eigentlich nur Ihre Ruhe haben will. Umringt von Menschen die beobachten, wie sie schwerfällig nach einem abkühlenden Bad zurück zu ihrem Ruheplatz robbt. Nur die Mutti ganz rechts will sich eher nur sonnen. Ob ich das so noch mal erleben kann.
Eine häutende Robbe, die eigentlich nur Ihre Ruhe haben will. Umringt von Menschen die beobachten, wie sie schwerfällig nach einem abkühlenden Bad zurück zu ihrem Ruheplatz robbt. Nur die Mutti ganz rechts will sich eher nur sonnen. Ob ich das so noch mal erleben kann.
Die große, grüne Waldwand im Gegenspiel zum roten Shirt des Jungen, das dann doch wieder mit der grünen Hose kontert; die blaue, halbrunde Bucht rechts im Kontrast zu dem ausgeblichen, geradlinigen Baumstamm links. Der die obere Standlinie bis zu den auflaufenden Wellen verlängert. Das gibt mir was, auch wenn es einfach ein Urlaubsstrandfoto mit Robbe sein könnte.
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Pazifik, Kanada, Vancouver Island, Botanical Beach, 2023
Bekomme bei dem Bild immer einen Ohrwurm
Theres something in the water, something in the water
Aaah Aaah Aaah
There's something in the water, that makes me love you like I do.
Aaah Aaah Aaah
There's something in the water, that makes me love you like I do.
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Portugal, Lisabon, irgendwo auf dem Tajo, 2021
Es musste schnell gehen. Ganz schnell und unauffällig. Eigentlich Routine und doch war es dieses Mal anders. Mein Verstand ging noch mal alles durch, wägte das Risiko ab und zögerte. Zögerte, weil er sich bewusst war was auf dem Spielstand. Zögerte, weil er sich ausmalte, wie es enden könnte. Mein Herz schlug schneller, der Mund wurde mir trocken. Ich spürte diesen Druck in der Brust.
So unauffällig wie möglich hob ich die Kamera und visierte, wie ein einfacher Tourist das gegenüberliegende Ufer an. Dieses Mal durfte ich nicht erwischt werden. Unbemerkt senkte ich ich nach dem Auslösen die Kamera und schaute verträumt und unschuldig zum anderen Ufer. Der Auslöser war zum Glück auf leise gestellt.
Noch heute verfolgen mich die Bilder, wie sich die roten langen Fingernägel langsam aber kräftig in meine Haut bohren, sich anfangs ein kleiner, ebenfalls roter Blutrinsal bildet. Ehe mir mit einem kräftigen Ruck zehn Fingernägel in meinen Körper gestoßen werden.
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Atlantik (na gut nur der Tejo), Portugal, Lissabon, 2021
Er sitzt dort, als würde er nur lässig die Sonne Portugals genießen, doch in Wirklichkeit ist er ein stiller Dirigent. Man nennt ihn „O Padrinho“. Sein rotes Shirt leuchtet als Symbol der Macht im Sonnenlicht, die dunkle Brille verbirgt einen Blick, der keine Widerrede duldet. Die Kopfhörer um seinen Hals wirken wie ganz gewöhnliche Musik-Accessoires.
Mit einer lässigen Geste hebt er den Arm, als wolle er bloß die vorbeiziehenden Möwen grüßen, doch in Wirklichkeit weist er damit seinen Leuten den Weg.
„Unsere Geschäfte laufen gut, also lasst uns großzügig sein“, raunt er leise ins Mikro, als handle es sich um ein harmloses Gespräch über den neuesten Song im Radio. "Gebt acht auf die Konkurrenz auf und sagt Cristiano: ich mache ihm ein Angebot, das er nicht ablehnen kann. - Dann bringt mir meinen Bica"
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Pazifik, Kanada, BC Ferries, irgendwo in der Strait of Georgia, 2018
Naja also den Pazifik sieht man nur ganz links oben hinter den Gittern. Ein bisschen raue Gischt, aufgewühlt von der Fähre.
Rau ist die Oberfläche des Schiffsdecks. Strukturiert und abgegrenzt mit den Schweißnähten. Kann ein Kontrast zur Weite des Meeres sein, die man nur erahnen kann.
Der weiße Lautsprecher sticht heraus und scheint eine Ansage an die schwarzen Schatten zu machen. Würden die Schatten gehorchen?
Die weißen Spitzen der Kinderschuhe stehen für mich als monochrome Antwort. Ein Dialog zwischen Ordnung und Verspieltheit, zwischen Befehl und freiem Schritt. Dazu noch die nackten Männerfüße, die für mich etwas natürliches, rebellisches haben. Freiheit !! Raus aus den Schuhen, auch wenn es hier nur Birkenstock sind.
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Atlantik, Portugal, Lissabon, 2021
Ich frag mich immer wieder, ob die beiden Zwilling sind. Also die Nasen finde ich sehr ähnlich, oder ist es einfach nur die ähnliche Kleidung.
Jedenfalls will der eine pünktlich los und checkt die Abfahrt des nächsten Buses, während der andere noch ein bisschen chillen will. Oder sie haben beide gestritten, weil sie sich über die Farbe der Schuhe nicht einigen konnten:
"heute ist Samstag, da tragen wir immer schwarze Sneaker"
"Quatsch, Samstag war schon immer der Tag für die Weißen."
"Bullshit - aber du kannst ja heute alleine um die Häuser ziehen"
"Quatsch, Samstag war schon immer der Tag für die Weißen."
"Bullshit - aber du kannst ja heute alleine um die Häuser ziehen"
Diese Gegensätzlichkeit oder dieses Auseinandergehen gefällt mir an dem Bild. Der eine blickt verträumt aufs Meer nach rechts und der andere läuft davon. Tritt schon fast aus dem Bild heraus und sieht hoffentlich wo er hintritt.
Die Eisenstreben laufen in die Bildmitte hinein und schaffen noch mehr Trennung zwischen den Beiden. Auch weil es nicht so ein einfacher Weg ist, wieder aufeinander zuzugehen. Man muss gut aufpassen, nicht daneben zu treten.
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Pazifik, Kanada, Vancouver, Stanley Park, 2018
An den Moment, als ich das Bild aufgenommen habe, kann ich mich kaum erinnern. Es war ein Spaziergang im Stanley Park, direkt an der Wasserlinie entlang. Der Weg läuft etwas erhöht und je nach Wasserstand bieten sich kleine Strände an. Schön zum Muscheln oder Steine suchen. Die kleine auflaufende Welle bildet fast zwei grüne Augen mit einer durchgezogenen Augenbraue. Die Gischt vorne einen breitgezogenen Mund.
Wird die nächste Welle auch nur so weit laufen, oder bekommt das Kind nasse Füße. (Ein paar Meter weiter gibt es einen große Kids-Dryer, man kann da seine Kinder mit warmer Luft trocken lasen lassen). Ich glaube mich hat diese Versunkenheit im Erforschen des Strandes angeregt. Es strahlt eine meditative Ruhe aus und doch ist die Dynamik der Wellen zu spüren.
Und es kommt jedes Mal in mir noch ein anderes Bild hoch. Das Bild des kleine, zwei jährigen Alan Kurdi, der 2015 tot an der türkische Küste im Sand liegt.
Es ist diese Verbindung - Kind, rotes Shirt, dunkel Haare, Sandstrand.
Seine in Vancouver lebende Tante versuchte damals eine legale Überführung nach Kanada zu organisieren, was leider fehlgeschlagen war. Daher entschied sich die Familie für die Überfahrt im Schlepperboot nach Kos.
Es hätte also auch der kleine Alan sein können, den ich hier friedlich und ohne Angst vor dem Meer fotografiert habe.
Das alles wusste ich nicht, als ich auf den Auslöser drückte. Aber die Beschäftigung damit berührt mich immer wieder.
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